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Berichte und Fotos - Abrudern und Amsterdam 2012

Abrudern und Amsterdam 2012

Von Beiden werde ich in den folgenden Zeilen berichten, wobei unser Abruderwettkampf im Erinnerungsschatz schon in eine hintere Schublade geschoben wurde, da die nachfolgende Woche gespickt war mit Erlebnissen und Abenteuern. Daher wird Ersteres auch etwas kürzer ausfallen.
Trotzdem werde ich versuchen alles so kompakt wie möglich zusammenzutragen.

Unser jährliches Abrudern, dass am 6.10.2012 stattfand (Hilfe, wie lange ist das schon wieder her...) , war wie immer von unserem Verein zu veranstalten.
Die Teilnahme war dieses Jahr erfreulicherweise etwas reger als in den Vergangenen, so kamen doch immerhin 4 Mannschaften zusammen: Belgern-Torgau, Leipzig, Bernburg und wir natürlich, nahmen teil.
Trotzdem herrschte meiner Meinung nach ein familiäres angenehmes Klima und bleibt irgendwie der entspannteste Wettkampf im Jahr. (Ob das unsere Vereinsvorsitzende wohl auch so empfand, die den ganzen Tag zwecks Organisation im Büro zubringen musste??)
Man gluckte nicht in seiner eigenen Mannschaft herum, sondern es kamen schon früh am Morgen angeregte Gespräche zustande.
Nebenbei musste man natürlich auch mal an den Start zur Wurfleine, zum Knoten oder später auch zum Rudern. Da war der Ehrgeiz natürlich schnell wieder da ;-) Vor allem wenn man an die zu rudernde Strecke von 2,5 km dachte. Und die Aufregung wuchs sowieso.
Wir hofften natürlich, unseren Wanderpokal weiter in den Händen behalten zu können und bauten auch auf unseren Heimvorteil. Wir kannten die Mulde, vor allem nach den zahlreichen Trainingseinheiten im Hinblick auf Amsterdam, natürlich in und auswendig.

Wir konnten uns dann am Ende mit einem guten 2. Platz im Rudern begnügen. Die Bernburger waren, wie auch zu erwarten war, um Einiges schneller als wir. Trotzdem waren wir glücklich zwei Mannschaften hinter uns gelassen zu haben, dies gab uns etwas Motivation und Selbstsicherheit für die kommenden 25 km in einer Woche, die immer wieder im Hinterkopf irgendwo rumschwirrten und doch noch so unreal schienen.

In der Gesamtwertung reichte es dann in der Siegerehrung doch für unseren Pokal, denn wir waren in den Landdisziplinen stark und so blieb er glücklicherweise bei uns in Grimma.
Viel zu feiern hatten wir dann nach der Siegerehrung aber nicht, denn es war noch viel zu erledigen. Einige mussten noch packen, es musste noch aufgeräumt und eingeräumt werden und wir mussten am kommenden Tag wirklich zeitig aufstehen.
Ich fand das persönlich etwas schade, da wir mit den Bernburger Wettkämpfern bestimmt einen schönen Abend gehabt hätten. Diese hatten sich nämlich zum Teil in Grimma eingemietet um feiern zu können. Liebe Bernburger, das nächste Jahr kommt bestimmt (wenn wir den 21.12. überleben ?)...
Aber das Abenteuer, das am nächsten Morgen beginnen sollte, war das zeitige zu Bett gehen wert, denn es ging nach...AMSTERDAM!

Tag 1 – 7.10. – Müdigkeit und Euphorie
Hui war das ungewohnt. Mit Stein im Magen standen wir im Bett, nachdem der Wecker uns unsanft um 3:20 Uhr geweckt hatte.
Nachdem unsere Augenlider die Schwerkraft besiegt hatten und man auch mal länger als zehn Sekunden geradeaus gucken konnte, schaffte man es auch zu realisieren, was eigentlich los war.
Ach ja stimmt da war ja was, und trotzdem fühlte es sich noch immer unreal und ganz weit weg an. Greifbarer wurde das Ganze, nachdem wir uns am vereinbarten Treffpunkt in Grimma sammelten und auch schon die ersten Witzchen zur frühen Morgenstunde gerissen wurden.
Leider hatten nicht alle den Wecker gehört und so zitterten wir noch eine Weile länger als gedacht, bis auch die letzten Schlafmützen an den Treffpunkt krochen.
Und auf ging´s! Auf Wiedersehen Arbeit, Alltag, Routine. Willkommen Abenteuer und Spaß (Der Wettkampf war ja noch so weit weg). So langsam kam das Gefühl von Urlaub auf. Wenn nur nicht diese kalten Füße wären!
Es begleitete uns ein wunderschöner Sonnenaufgang, der Stein im Magen war auch irgendwann weg und das Nutella-Brötchen schmeckte vorzüglich. Die Landschaft war aufregend zu betrachten, irgendwann wurde alles nur noch flach und weitläufig, man konnte sooo weit sehen. Nur Felder, Kühe und Pferde und einzelne Höfe. Es war wunderschön. Wenn nur die kalten Füße nicht wären!
Nach einer recht entspannten und staufreien Fahrt erreichten wir am frühen Nachmittag Zeeburg.
Mit mehr oder weniger professionellem und lustig anzuhörenden sächsich-englisch wurde versucht einzuchecken. Nachdem das gelang und auch unser „Phoenix“ seinen Liegeplatz bekommen hatte konnte man es sich in seiner Wagonette gemütlich machen, sofern die Heizung funktionierte. Auspacken war angesagt.
Hier wehte eine raue Seeluft, in der Sonne war es dennoch gut auszuhalten und man fröstelte so nicht die ganze Zeit.
Beim gemütlichen Beisammensein und Grillen am Abend konnten wir in Ruhe noch mal auf unseren Pokal anstoßen, Eindrücke wurden verarbeitet und Pläne geschmiedet.
Gitarre durfte natürlich auch nicht fehlen, ebenso der „Hugo“, der an diesem Abend irgendwie in Massen verzehrt wurde. Irgendwann war mit den Frauen unserer Runde kein Gespräch mehr möglich, man bekam nur noch ein Kichern als Antwort ? Ein Glück, dass ich Biertrinker bin...
Da blieb nur noch ins Bett zu wackeln, doch: „Oh nein Füße immer noch kalt!“ Und: „Oh nein Heizung kaputt!“ Dementsprechend unruhig und frostig wurde die Nacht, verflucht wurde sie auch mehrmalig.

Tag 2 – 8.10. – Erste Aufregung
Mit noch immer kalten Füßen war die Nacht natürlich schnell vorbei. Gleich um 9 beschweren an der Rezeption. Englische Sätze wurden zurechtgelegt. Man möchte ja professionell klingen.
Ich entschied mich deshalb um 7 mit Brötchen zu holen in der Stadt. Dies entpuppte sich gleich wieder als kleines Abenteuer, da wir kaum jemanden verstanden und wir das Gefühl hatten die verstehen uns genauso wenig. Aus der scheinbaren Sackgasse, in die wir wild gestikulierend eingewiesen wurden, entpuppte sich dann aber doch eine Bäckerei, zum Glück.
Plan für heute war es nach Frühstück und gemeinsamem Einkauf für die Woche, die Ruderstrecke für Samstag schon mal abzufahren.
Gesagt...getan. Die niederländischen Brötchen sind sehr lecker, nur zu empfehlen. Und in unserem Küchenzelt war es trotz der Menge an Menschen doch irgendwie noch gemütlich.
Der Einkauf war bald erledigt und schon standen wir am „Phoenix“, wo mich das erste Mal ein Anflug von Aufregung traf.
Mit Motor, GPS und Karte und allen Leuten natürlich ging´s dick eingepackt los. Sehr beeindruckend waren gleich die Riesenschiffe, die uns überholten oder entgegenkamen. Noch ging es mit der Kälte.
Beim Abfahren der Strecke wusste man nicht ob man sich schon lieber ein bisschen was merken, dem Gequatsche der Anderen zuhören soll oder ob man einfach nur die Eindrücke auf sich wirken lässt, die wirklich in Massen einströmten.
In den engen Grachten, da waren wir uns einig, war viel Konzentration und Disziplin gefragt, da wird das Überholen noch nicht losgehen, das würde unserer Meinung nach erst auf der Amstel, dem Fluss durch Amsterdam, möglich sein. Weit gefehlt, wie wir später noch feststellen mussten.
Mit jedem gefahrenen Kilometer, kam dann mehr und mehr das Bedürfnis immer wieder auf Karte und GPS zu schauen, um sich zu vergewissern, dass es auch gar nicht mehr weit bis zum Ziel ist. Andererseits freute ich mich, neben meiner Aufregung, auf die abwechslungsreiche Strecke, die sicherlich schneller vergehen sollte als die Strecke bei uns auf der Mulde.
Es wurde beratschlagt und schwierige Stellen ausgemacht und Jeder hatte einen besseren Tipp an uns Wettkämpfer als sein Nebenmann ?.
Und zack...die Füße waren wieder kalt. Nachdem die letzten Kilometer klirrend kalt waren, kamen wir am Zeltplatz wieder an. Füße wurden vorerst in der jetzt beheizten Wagonette! aufgewärmt. Das war schön. Wie erholsam Wärme sein kann.
Abendessen wurde in unserem kleinen Küchenzelt eingenommen, eng war es, aber warm...
Nach dem Essen gingen wir verschiedene Wege. Einige ruhten sich bei Bierchen am Zeltplatz aus, andere suchten noch mal den Weg in die Innenstadt.
Die Nacht war diesmal geruhsamer in der beheizten Wagonette und mit weniger fluchen verbunden.

Tag 3 – 9.10. – Neugier auf die Stadt und erste Museenbesuche
Plan für heute: Schifffahrtmuseum und Stadtführung bzw. –rundfahrt. Das stand noch nicht ganz fest.
Nach einem doch erholterem Schlaf als am Vortag schmeckte das Frühstück echt gut, wenn man von den Kämpfen um Nutella, Honig und Käse absieht.
Welcher Tag war heute? Ah ja Dienstag, puh, Wettkampf immer noch recht weit weg!
Mit dem Bus ging es in die Stadt, nachdem wir die Haltestelle endlich erreicht hatten.
Zum Schifffahrtmuseum gibt es weniger zu sagen, man durfte keine Bilder machen. Für die Fülle an Interessantem und Informationen fast zu wenig Zeit, um alles anschauen zu können. Man genoss es, auch mal in kleinerer Gruppe oder allein im Museum unterwegs zu sein.
Ansonsten war das Museum sehr modern hergerichtet.
Zu unserer zweiten Station , der Stadtrundfahrt, mussten wir ein Stück durch die Stadt laufen. Dies war angenehm, weil die Sonne den Körper schön aufheizte und man die Stadt und ihr reges Treiben erleben konnte.
Die Stadtrundfahrt im Anschluss war sehr nützlich, da man einerseits Wissenswertes über die Stadt erfuhr, aber auch mal kurzzeitig die Augen entspannen konnte, d.h. ein Nickerchen halten konnte. Beim Pflichtstopp in der Diamantenschleiferei, konnte man sich schöne Halsketten für 300.000 Euro kaufen (Schnäppchen!), einen Kaffee gab´s gratis , und...naja man konnte auch Uhren für 30 Euro kaufen...
Das gemeinsame Abendbrot verlief dann wieder recht kuschelig, neben der ein oder anderen Zickerei war es doch ganz harmonisch.
Am späteren Abend blieben viele daheim, da der Tag recht anstrengend war. Einige besuchten aber auch noch die Innenstadt mit ihren Coffeeshops und schauten was es dort so zu kaufen gab...

Tag 4 – 10.10. – Amsterdam mit meinen Augen
Dieser Tag kam mir sehr gelegen, da er uns zur relativ freien Verfügung stand.
Ich glaube den Anderen ging es ähnlich, da das enge Zusammenleben der vielen Charaktere und Temperamente hier doch sehr anstrengend werden kann.
Einige ruhten sich aus, Kleingruppen bildeten sich und besuchten Märkte, diverse Museen oder andere Ausflugsziele oder man schlenderte einfach einzeln durch die Stadt und ging shoppen.
Das war die Möglichkeit um Amsterdam einmal mit seinen Leuten kennenzulernen.
Ich sah Künstlern auf großen Plätzen zu, wie sie Massen um sich scharten und ihre Kunststücke aufführten, fuhr mit der Straßenbahn nach hier und da und verfuhr mich auch des Öfteren.
Ich schaute dem regen Treiben in den Straßen zu, beobachtete Menschen. Es gibt so viele Fahrräder hier und alle fahren scheinbar ohne bestimmte Regeln durcheinander. Dass es da keine Unfälle gibt!? Ich habe zumindest Keinen gesehen.
Amüsant war es auch, Amsterdamern beim niederländisch reden zuzuhören, das klingt putzig und wie eine Mischung aus mehreren Sprachen, man versteht immer nur Fetzen.
Ich plauderte mit Einheimischen, versuchte mein Englisch zu verbessern und lud sie zu unserem Rennen am Samstag ein. Sie waren sehr interessiert, wussten aber komischerweise nichts davon.
Und da war die Aufregung wieder. Noch schien der Tag X recht weit weg, aber die Zeit verrast hier und irgendwie fühlte ich mich nicht gut vorbereitet.
Abends war noch ein Besuch in der Icebar und des Rotlichtviertels möglich.

Tag 5 – 11.10. – Lagerkoller und wachsende Aufregung
Ich glaube ab Donnerstag war dann jedem bewusst...der Wettkampf steht vor der Tür und wir können nicht zurück.
Demnach angespannt war auch die Stimmung unter uns. Die Zickereien häuften sich. Irgendwie wünschte ich mich gerade nach Hause, Ruhe, Wärme, ausgelassen sein.
Aber es half nix. Auf dem Plan stand heute ein Tagesausflug. Und das war auch gut so, denn Ablenkung hilft.
Wir besichtigten viel, unter anderem historische Windmühlen. Es wurde gezeigt wie in diesen gearbeitet wird und wie sie funktionieren.
Wir waren bei einem Holzschuhmacher, welcher die traditionellen Clogs herstellt und in einer Käserei. Das war sehr lecker, dort konnte man auch diesen überaus delikaten Käse kaufen.
Außerdem sind wir mit einer Fähre auf die Insel Marken gefahren. Die Leute da leben echt anders als wir. Finanziell scheint es da Keinem schlecht zu gehen, es wirkt alles ruhiger und relaxter. Und natürlich haben sie eine malerische Landschaft. Beim Übersetzen der Fähre hatte man noch mal Gelegenheit auszuspannen und die Augen zu schließen, nachzudenken oder die Möwen zu beobachten, die die gesamte Zeit hinter dem Schiff her flogen, die Sonne lachte und machte dies möglich.
Der Ausflug hatte also seine Wirkung getan und die Gruppe war wieder etwas ruhiger.
Abends wurde noch einmal der Wettkampf besprochen, wo sich wieder abzeichnete wie angespannt doch viele waren. Keiner wurde sich an diesem Abend so richtig grün und man ging eher uneins zu Bett. Ich freute mich zumindest auf mein warmes! Bett.

Tag 6 – 12.10. – Museenbesuche und Nerven am Ende
Am frühen Morgen fand erneut eine Besprechung zum kommenden Tag statt, diesmal nur die Wettkämpfer unter sich. Und das zeigte auch Wirkung. Diesmal liefen Diskussionen um dies und das konstruktiver und stressfreier ab.
Das beruhigte etwas, da man als vereinte Mannschaft besser rudert als zerstritten. Außerdem brachte es mehr Vertrauen in das Gelingen dieses Vorhabens.
Trotzdem schaute ich immer wieder auf die Uhr und dachte mir: „In 24 Stunden sind wir am Start.“ Und dann flatterte es wieder im Magen. Und so ging das den Rest des Tages weiter.
Ansonsten standen heute noch das Rijksmuseum und das Anne-Frank-Haus zur Besichtigung auf dem Plan. Auf letzteres freute ich mich sehr.
Ein letztes Mal fuhren wir also alle gemeinsam mit der Straßenbahn in die Stadt.
Das Anne-Frank-Haus war sehr beeindruckend, da vieles original erhalten war und quasi Geschichte zum Anfassen darstellte. So wirkte das damals Geschehene nicht so unwirklich, als wenn man es liest oder davon hört.
Eigentlich waren wir aber auch froh, als wir wieder am Zeltplatz ankamen, denn jeder war mit seinen Gedanken beim kommenden Tag oder hatte das Bedürfnis noch mal in sich zu gehen. Dementsprechend kurz war auch der Abend. Es verabschiedeten sich alle recht zeitig ins Bett.

Tag X – 13.10. – Nerven total am Ende!
Mit Flattern im Magen wurde der Tag eröffnet. Mechanisch machte man sich frisch und frühstückte, die Gedanken kreisten darum an alles zu denken, Handschuhe nicht zu vergessen, Wechselsachen, Mütze und dies und das. Und irgendwie konnte ich in meinem Kopf gar nichts mehr ordnen.
Die Anderen sahen auch recht angespannt aus und die Gruppe war eher ruhig. Wie war das mit der Zeitplanung? Und plötzlich hatten wir nur noch 10 min. Vor Schreck hielt die Verdauung an und ich mutierte auch noch zum Hypochonder, denn ich bekam auf einmal Halsschmerzen. Na toll!
Ich glaube alle waren recht froh als wir dann im „Phoenix“ gen Start fuhren.
Man wollte vor Aufregung am liebsten auf und ab rennen, aber das ging nicht.
An der Startregion war schon mächtig viel los. Total viele Boote, die so anders aussahen als Unseres. Manchmal 6 Mann, manchmal 8 Mann und manchmal sogar 12 Mann drin. Es kam ein richtiges Heimatgefühl auf, als neben uns ein deutscher Kutter anlegte.
An Land wieder angekommen, wurde Mut zugesprochen, Toiletten wieder und wieder aufgesucht. Denn man musste ja dann mehr als 3 Stunden ohne auskommen.
Die Beklemmung stieg. Ach könnten wir doch nicht schon auf dem Wasser sein und loslegen? Das Warten war Terror. Und Zeiteinteilung war irgendwie ein Problem: Wann machen wir uns warm? Wann ziehen wir die Jacken aus? Wann gehen wir aufs Klo? Bei ganz basalen Dingen, die sonst automatisch ablaufen wurde man plötzlich unsicher.
Es war so erlösend als wir endlich im Kutter saßen und ein paar Schläge machen konnten. So viel Trubel, kleine Boote, große Boote, riesengroße Boote auch noch dazwischen. Fein säuberlich wurden die Dextro Energy und die Bananen zurechtgelegt, Wasserflasche auch noch.

Und dann kam das erlösende Runterzählen des niederländischen Startmannes. Irgendwas mit „dree, zwee, eens“ und los gings. Mit schönem langen und vorerst zügigem Schlag bewegten wir uns gleichauf mit 3 anderen Booten davon. Unter der ersten Brücke hörten wir unseren vertrauten sächsischen Akzent, der uns von ober anfeuerte.
Gedanken waren ausgeschalten und einziges Ziel war es vorerst nur noch den schönen langen Schlag beizubehalten... was uns auch wirklich gut gelang! Und in einem kurzen Moment dachte ich mir, so könnte ich noch ewig weiterrudern.
Angekommen in den Grachten wurde es dann wieder aufregender. Die ersten: „Lasst laufen“ klappten gut. Wir waren ja auch noch recht ungestört.
Plötzlich staute es sich und wir mussten an einer Brücke kurz warten. Schon tauchten hinter uns andere Boote auf, die mit wirklich bedrohlichem Tempo auf uns zu kamen.
Noch ließ uns das kalt und wir glitten sanft durch die Brücke. Doch es geschah das, womit wir im Vorfeld nicht gerechnet hatten. Die Mannschaften überholten munter und ohne Rücksicht auf Verluste in den Grachten und sogar unter den Brücken durch. Geschrei brach aus auf beiden Seiten. Und ich dachte ich bin im falschen Film. War denen ihr Boot weniger wert als uns der „Phoenix“, denn die fuhren echt auf Materialverlust.
So ging das weiter innerhalb der Grachten. Jede Brücke ein neuer Krimi und ich sehnte die erlösende Amstel herbei. Vor Aufregung verklemmte sich bei einigen, so auch bei mir, noch der Riemen und es krachte bedrohlich, während er an der Brücke entlang schabte. Ein Riemen fiel uns im Eifer des Gefechts auch noch aus der Hand ins Wasser. Zum Glück hatten wir Ersatz mit. Die Nerven waren am Ende.
Angekommen auf der Amstel fiel mir das erste Mal ein Stein vom Herzen. Mein Banane glich eher einem Matschhaufen, denn es hatte angefangen zu regnen.
Jetzt „nur“ noch ca. 14 km rudern, ohne Aufregung, welch ein Segen. Hätte nie gedacht, dass ich mal so etwas sage.
Und so taten wir es. Überraschenderweise blieb unser Schlag weiterhin schön lang. Alle machten mit. Keiner ruhte sich aus. Totenstille im Boot. Und an bestimmten Stellen konnte man immer mal wieder abgleichen bei welchem km man ist. Wende bei 15 km. Bis dahin war es ganz ok. Kraft war gut eingeteilt. Zurück zu machten sich die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Langsam fingen die Bauchmuskeln an zu protestieren. Die Arme wurden schwer.
Auf dem Rückweg wurden wir noch einmal von unseren Fans begrüßt, die uns aus ganzer Kehle anfeuerten. Danke, das tat wirklich gut und gab Auftrieb.
Endlich kam die ersehnte Windmühle...jetzt „nur“ noch 5 km. Endspurt sozusagen. Man dachte jetzt nicht mehr darüber nach, was alles weh tat. Zähne wurden zusammengebissen und ich sagte mir immer wieder: „Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei“. Bei Erschöpfung kann ein solcher Ohrwurm manchmal Wunder bewirken. Auf den letzten Metern wurde es dann aber wirklich hart. Keine Ahnung ob unsere Schläge zum Zieleinlauf wirklich noch mal so hart waren, wie wir gebrüllt hatten. Ich spürte nix mehr.

Und dann plötzlich...war es vorbei...Und zum Dank fing es an zu schütten.
Ich weiß nicht was alles von uns abgefallen ist in dem Moment, aber es war auf jeden Fall ein riesiger Brocken.
Völlig durchnässt und zitternd saßen wir noch ne halbe Stunde in unserem Kutter und noch mal so lange dauerte es bis man unter einer heißen Dusche stand und seine Blasen zu spüren bekam. Auaaa!
Ich glaube ich war noch nie so glücklich darüber, ein Nutella-Brötchen vertilgen zu können. Denn dies fand ich nach dem Duschen in meinem Rucksack, ich hatte es den ganzen Morgen wie blöde gesucht!
Das Bier im Festzelt schmeckte auch schon wieder und das Warten auf die Siegerehrung stellte auch keine Belastung mehr dar. So langsam realisierten wir, dass wir es einfach nur geschafft hatten. Wir tanzten, quatschten mit Niederländern und tranken.
Einen Preis gewannen wir natürlich nicht, das war bei 144 Startern auch nicht das Ziel, aber auf unsere Zeit von 3 Stunden und 17 min waren und sind wir auch noch stolz.
Auf dem Zeltplatz war die Stimmung auch wesentlich gelöster, keiner dachte mehr über den Knatsch der Vortage nach. Es war einfach schön. Und jeder war sehr stolz auf sich.
Zufrieden und doch sehr erschöpft vielen wir dann alle früher oder später ins Bett.

Tag 8 – 14.10. – I wui wieda hoam!
Und das sagt glaub ich schon alles. Sachen wurden gepackt, verstaut. Ein letztes kuscheliges Frühstück in unserem „gemütlichen“ Küchenzelt.
Dann wurde ausgecheckt und wir waren Schwupps auf dem Weg nach Hause,
vollgespickt mit Erinnerungen, Erlebnissen und Schmerzen des Vortages, aber auch Erfahrungen darüber, dass so enges Beisammensein über langen Zeitraum auch schwierig sein kann. Angeregt wurde zumindest in unserem Bus erzählt.
Alle freuten sich auf die Heimat, die wir auch, nachdem wir von einem Stau in den anderen gefahren sind, erreichten.
Das war dann irgendwann am Abend. Ich freute mich nur noch auf mein Bett und meine Badewanne und RUHE!
Und ich fragte mich wie ich nur das alles in einen Bericht unterbringen soll...

P.S. Vielen Dank an Rheinsberg, die uns unseren verloren geglaubten Riemen aus dem Wasser fischten und uns wieder übergaben!

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